Vor einigen Jahren beschlossen wir mit ein paar Freunden, etappenweise den Jakobsweg zu bewandern. Nicht unbedingt, um nach Santiago de Compostela zu pilgern, sondern weil wir gerne wandern. Nun ist es ja so, dass es „den“ Jakobsweg eigentlich nicht gibt. Wollte man im Mittelalter zur Grabstelle des heiligen Jakobus reisen, so begann die Reise direkt vor der Tür und endete bei Santiago de Compostela. Heute soll nach einer europäischen Nomenklatur nur der letzte Abschnitt (Puente la Reina bis Santiago) im Norden Spaniens Jakobsweg genannt werden, alle übrigen Wege heißen demnach jetzt „Wege der Jakobspilger“. Wir sind demnach einen „Weg der Jakobspilger“ gelaufen, und auch nur ein kleines Stück, nämlich zwischen Christgarten und Neresheim. Eine sehr schöne Kirche (St. Sola Kirche) durften wir in Kösingen bewundern. Der Pfarrer führte uns sogar in das Zimmer hinter dem Altar, die Sakristei das damals noch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich war. In der SchwäPo gab es dazu am 21.8.2013 einen Artikel, der aber leider nur für Abonnenten online zu lesen ist.
Vielerorts sehen wir am Wegesrand heute beim Wandern die stilisierte Jakobsmuschel. Das Zeichen (oft in Verbindung mit einem gelben Pfeil, der die Richtung anzeigt) weist einem den richtigen Weg. Warum die Jakobsmuschel? Jeder Pilger, welcher sein Ziel erreichte, erhielt dort früher eine solche Muschel. Diese steckte er sich an den Pilgerhut oder die Pilgertasche oder an seinen Pilgerstock. Dadurch erkannten sich die Jakobspilger und auch Nicht-Pilger wussten, wer bereits den mühsamen Weg bis zur Grabstätte des heiligen Jakobus auf sich genommen hatte.
Zahlreiche Statuen und Gemälde des Mittelalters [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] zeigen Pilger mit breitkrempigen Hüten, an denen eine solche Muschel steckt. Bei manchen Gemälden, besser aber bei den Statuen kann man erkennen, dass die Hüte aus Filz gewesen sein mussten – eigentlich waren fast alle mittelalterlichen Hüte gefilzt. Das Material (Wasser, abgestandenem Urin und Schafwolle) war billig, die Herstellung bedurfte keiner weiteren Hilfsmittel wie bei vielen anderen Handwerkskünsten und das Ergebnis war wasserdicht und nahezu feuerfest.
Als meine Frau im Jahr 2005 die Filzkunst als Handwerk entdeckte, waren es vor allem mittelalterliche Hüte, die sie zum Erlernen desselben anspornten. Da ließ auch der erste Pilgerhut nicht lange auf sich warten. Inzwischen hat sie einige handgefilzte Pilgerhüte geschaffen. Besonders freue ich mich schon darauf, einige ihrer Hüte im Film „Die Pilgerin“ zu sehen, der momentan noch in Produktion ist. Hier sind ein paar ausgewählte Hüte abgebildet. Wer selbst auf Pilgerreise gehen will und noch eine Pilgerausrüstung sucht, kann einen der handgemachten Filzhüte auf der Filzseite Zauberreigen kaufen.