Ein seltsames Rätsel gab uns ein Grabstein-Säule mit vier beschrifteten Seiten im Kemptener Wald auf, den wir im Mai bewanderten. Dort stand in altertümlichen Lettern auf einer Seite ein Wort, das aussah wie „Dekonomensgattin“, und auf einer anderen Seite „Dekonomsgattin“. Da weder meine Frau noch ich das Wort bisher gehört hatten, machten wir uns zu Hause sogleich daran, den Begriff im Internet zu suchen. Und tatsächlich gab es einige Treffer in den einschlägigen Suchmaschinen. Allerdings waren die Treffer immer Links auf alte Bücher, Listen von verstorbenen Leuten etc. Es gab nirgendwo eine Erklärung, was ein Dekonom sein könnte. Schließlich kam die Erleuchtung: Als wir die Fotos und einige der Links noch einmal genau untersuchten, stellten wir fest, dass das vermeintliche große D in Wirklichkeit ein großes O war. Die stark geschmückten Großbuchstaben der alten Schrift hatten hier sowohl uns als auch einige Schrifterkennungs-Algorithmen getäuscht.
Aber vergleicht selbst: Hättet ihr das auf Anhieb (ohne Referenzbuchstaben) erkannt? In einem der eingescannten Bücher, die wir über eine Suchmaschine gefunden hatten, fanden wir dann tatsächlich auch Worte, bei denen wir eindeutig das große D und das große O unterscheiden konnten.
Also wurde aus unserem neuen Wort Dekonom der Oekonom bzw. Ökonom – und den gibt es ja heute noch…
Was lernen wir daraus? Nur weil man im Internet bei der Suche ein paar Treffer landet, kann es sich durchaus um fehlerhafte Informationen handeln.
Und was lernen wir noch? Typografie sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Als Designer sollte man immer beachten, dass eine falsch verwendete Schriftart den Text schnell unleserlich macht – nicht nur für Menschen.